Der unter den Alten, der sagte, er sei den Jahren dankbar, weil sie ihn von der Wollust befreit hätten, war anderer Ansicht als ich; ich werde mich niemals beim Unvermögen bedanken, und wenn es mir noch so gut bekäme. ... Wir nennen die Grämlichkeit unserer Launen und den Überdruß an irdischen Dingen Weisheit. Aber in Wirklichkeit geben wir die Laster nicht auf, wir tauschen sie nur ein, und meiner Meinung nach gegen schlimmere. Außer einem dummen, senilen Hochmut, einer nervtötenden Geschwätzigkeit, diesen unangenehmen Eigenarten, außer dem Aberglauben und einer lächerlichen Sorge um das Geld, für das man keine Verwendung mehr hat, finde ich im Alter mehr Neid, mehr Ungerechtigkeit und mehr Boshaftigkeit.
Michel de Montaigne, Essais