Anmerkungen:
  1. Eine Anmerkung zum Titel: Der Psychoanalyse als Wissenschaft wäre im Sinne der Gleichwertigkeit eigentlich die Rechtswissenschaft selbst gegenüberzustellen. Rechtsordnungen stellen lediglich deren Praxis in Anwendung dar, vergleichbar der Kur in der Psychoanalyse. Dieser Artikel beschäftigt sich jedoch fast ausschließlich mit Fragen der Rechtspraxis und berührt solche der Rechtswissenschaft nur am Rande. Es existiert in dieser auch kein dem psychoanalytischen Junktim von Heilen und Forschen Vergleichbares in Bezug auf die Rechtsprechung. Daher also Psychoanalyse und Rechtsordnung.
  2. Schorsch (1993), S. 177
  3. Mitscherlich (1996)
  4. Melandri (2018)
  5. Pollak (1999), S. 1273
  6. Kelsen (1960)
  7. Wesel (1993), S. 19
  8. Behrendt (2006), S. 159
  9. Ebd. S. 157 f.
  10. Behrendt (2006), S. 160
  11. Heimann (2016), S. 366
  12. Will (2019)
  13. Ebd. S. 13
  14. Loch (1974), S. 432
  15. Österreichisches Strafgesetzbuch, https://www.jusline.at/gesetz/stgb
  16. Österreichische Strafprozessordnung, https://www.jusline.at/gesetz/stpo
  17. Behrendt (2006), S. 160
  18. Ebd.
  19. Wesel (1993), S. 130
  20. Foucault (1977)
  21. Ebd. S. 296 f
  22. Schwaiger (2009), S. 9
  23. Ebd. S. 40 ff
  24. Noll (2000), S. 32
  25. List (2000), S. 11 Fußnote 1
  26. List (2000), S. 15
  27. Ebd.
  28. Freud (1912/13), S. 312
  29. Freud (1933)
  30. Ebd. S. 278
  31. Freud (1916), S 390
  32. Schwaiger (2009), S. 25
  33. Ferenczi (1919)
  34. Reik (1925)
  35. Aichhorn (1929)
  36. Alexander u. Staub (1929)
  37. Schwaiger (2009), S. 29 f
  38. Schwaiger (2009), S. 31
  39. Fromm (1931)
  40. Schmid (2016), S. 262
  41. Schneider (2011), S. 675
  42. List (2000), Klappentext
  43. Siehe Behrendt (2006) S. 162 ff
  44. Legendre (2011)
  45. "Denis Lortie, ein junger Gefreiter der kanadischen Armee, dringt am 8. Mai 1984 schwer bewaffnet in die Nationalversammlung von Québec ein, um die Regierung zu töten. Auf seinem Weg in den Sitzungssaal erschießt er drei Menschen. Der Sitzungssaal selbst ist entgegen seiner Erwartung leer. Lortie setzt sich auf den Sessel des Präsidenten. Nach langen Verhandlungen mit einem Offizier des Wachregiments gibt er schließlich auf. Zu seinem Motiv befragt sagt er später: »Die Regierung von Québec hatte das Gesicht meines Vaters.« Lortie, geboren 1959, ist mitsamt seinen sieben Geschwistern von frühester Kindheit an den rohen und brutalen Übergriffen seines tyrannischen Vaters wehrlos ausgeliefert. Als Lortie zehn Jahre alt ist, verläßt der Vater die Familie und meldet sich, mit einer Ausnahme, nie wieder. Mit einem Vater identifiziert, der omnipotent kein Recht und keine Regel anerkennt und mithin zur Erfüllung der väterlichen Aufgabe und zur Ausübung des Vateramtes unfähig ist, gerät Lortie trotz heftiger und verzweifelter innerer Gegenwehr schließlich an den Punkt, an dem er sich des bösartigen Introjekts (und damit geplantermaßen auch seiner eigenen Existenz) in einem deliranten Schub durch Ermordung der Regierung zu entledigen sucht." (Behrendt (2008) S. E 2)
  46. Legendres Begriff des "Amt des Vaters" beruht nicht zuletzt auf der lacanianischen Konzeption des "nom(n) du père" im Ödipus und bezieht sich auf die Notwendigkeit, angesichts des Schreckens der menschlichen Existenz die abgründige Leere und das drohende Nichts mit einem Namen zu versehen. In vergangenen Zeiten war dieser den Schrecken bannende Name Gott. Legendre spricht in diesem Zusammenhang von der Notwendigkeit einer absoluten Referenz, von psychischer Kausalität. "Sieht man die Dinge mit Legendre in dieser Weise, so ist auch das Amt des Vaters in diesen Bezug zur absoluten Referenz eingebunden, das heißt, es verdankt sich dem ungreifbaren Absoluten und ist aus dieser Verbindung nicht herauszulösen." (Behrendt (2008) S. E 10) Clemens Pornschlegel, der Übersetzer der deutschen Ausgabe von Legendres gesammelten Werken, bezeichnet diese Überhöhung des sozialen Dritten im Begriff der absoluten Referenz als "monumentales Subjekt der Fiktion." (ebd. S. E 11) Kritisch dazu auch Wolfram Bergande: "Denis Lortie. Die V(at)erdrehung des Politischen." (2016)
  47. Behrendt (2006), S. 166
  48. Siehe Noll (2000), S. 44 ff
  49. Reik (1976)
  50. Glasl (1980)
  51. Behrendt (2006), S. 173

Verwendete und weiterführende Literatur:
  • Aichhorn, A. (1925): Verwahrloste Jugend. Die Psychoanalyse in der Fürsorgeerziehung. Zehn Vorträge zur ersten Einführung. Mit einem Geleitwort von S. Freud. 11. Aufl. Hans Huber, Bern 2005.
  • Alexander, F. & Staub, H. (1929): Der Verbrecher und sein Richter. Ein psychoanalytischer Einblick in die Welt der Paragraphen. In: Mitscherlich, A. (Hrsg.): Psychoanalyse und Justiz. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1971.
  • Aliprantis, N. & Olechowski T. (Hrsg.): Hans Kelsen: Die Aktualität eines großen Rechtswissenschaftlers und Soziologen des 20. Jahrhunderts. Manz, Wien 2014.
  • Behrendt, H.-J. (2006): Juristische Grenzen der Psychotherapie. Vortrag 2005, veröffentlicht in: Psyche 60, 2006.
  • Behrendt, H.-J. (2008): »iustitia prohibitoria«. Das väterliche Gesetz und die ödipale Szene. Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis, Jg. XXIII, Ergänzung, 2008.
  • Bergande, W. (2016): Denis Lortie. Die V(at)erdrehung des Politischen. In: T. Ebner, R. Gadener, L. Koch & E. Mellicke (Hrsg.): Paranoia. Lektüren und Ausschreitungen des Verdachts. Turia + Kant, Wien/Berlin.
  • Ferenczi, S. (1919): Psychoanalyse und Kriminologie. In: M. Balint (Hrsg.): Schriften zur Psychoanalyse, Auswahl in zwei Bänden – Band I, S. Fischer, Frankfurt/M. 2015.
  • Freud, S. (1906): Tatbestandsdiagnostik und Psychoanalyse. G.W., Bd. VII, S. Fischer, Frankfurt/M. S. 3-15.
  • Freud, S. (1912/13): Totem und Tabu, S.A., Bd. IX, S. Fischer, Frankfurt/M. S. 287-444.
  • Freud, S. (1916): Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit. G.W., Bd. X, S. Fischer, Frankfurt/M. S. 364-391.
  • Freud, S. (1933): Warum Krieg? S.A., Bd. IX, S. Fischer, Frankfurt/M. S. 271-286.
  • Fromm, E. (1931): Zur Psychologie des Verbrechers und der strafenden Gesellschaft. In: Fromm, E. (Hrsg.): Analytische Sozialpsychologie und Gesellschaftstheorie. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1971.
  • Foucault, M. (1977): Überwachen und Strafen: die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp, Frankfurt/M.
  • Glasl, F. (1980): Konfliktmanagement. Diagnose und Behandlung von Konflikten in Organisationen. Haupt, Bern/Stuttgart.
  • Heimann, P. (2016): Gegenübertragung und andere Schriften zur Psychoanalyse. Klett-Cotta, Stuttgart.
  • Kelsen, H. (1960): Reine Rechtslehre. Mit einem Anhang: Das Problem der Gerechtigkeit. Studienausgabe der 2. Aufl. 1960. Mohr Siebeck, Tübingen 2017.
  • Laplanche, J. (1982): Wiedergutmachung und Vergeltung im Strafrecht – eine psychoanalytische Perspektive. In: Laplanche, J. Die allgemeine Verführungstheorie und andere Aufsätze. Brandes & Apsel, Frankfurt/M. 2. Aufl. 2017.
  • Legendre, P. (2011): Das Verbrechen des Gefreiten Lortie. Versuch über den Vater. Aus dem Französischen von Clemens Pornschlegel. Turia + Kant, Wien/Berlin.
  • List, E. (Hrsg.): Psychoanalyse und Recht. Schriftenreihe der Verwaltungsakademie des Bundes. Orac, Wien 2000.
  • List, E. (2000): Grundlagen einer Psychoanalytischen Theorie des Rechts. In: List, E. (Hrsg.): Psychoanalyse und Recht. Orac, Wien.
  • Loch, W. (1974): Der Analytiker als Gesetzgeber und Lehrer. Psyche 28, 1974.
  • Melandri, F. (2018): Alle, außer mir. Roman. Wagenbach, Berlin.
  • Mitscherlich, A. (Hrsg.): Psychoanalyse und Justiz. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1971.
  • Mitscherlich, A. (1996): Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. Ideen zur Sozialpsychologie. 10. Aufl. Piper & Co, München.
  • Morsbach, P. (2017): Justizpalast. Roman. Knaus, München.
  • Noll, A. J. (2000): Entstrukturierung und Restrukturierung des Über-Ichs durch Recht? In: List, E. (Hrsg.): Psychoanalyse und Recht. Orac, Wien.
  • Pollak, T. (1999): Über die berufliche Identität des Psychoanalytikers. Versuch einer professionstheoretischen Perspektive. Psyche 53, 1999.
  • Reik, T. (1925): Geständniszwang und Strafbedürfnis. In: Mitscherlich, A. (Hrsg.) Psychoanalyse und Justiz. 4. Aufl. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1976.
  • Reik, T. (1976): Hören mit dem dritten Ohr. Die innere Erfahrung eines Psychoanalytikers. Hoffmann und Campe, Hamburg.
  • Schirach, F. v. (2019): Kaffee und Zigaretten. Roman. Luchterhand, München.
  • Schmid, M. (2016): Das Paradox des sozialen Bandes – psychoanalytische Perspektiven. In: Bedorf, T., Hermann, S. (Hrsg.): Das soziale Band. Geschichte und Gegenwart eines sozialtheoretischen Grundbegriffs. Campus, Frankfurt-New York.
  • Schneider, G. (2012): Die Psychoanalyse ist ein Humanismus. Psyche 66, 2012.
  • Schorsch, E. (1993): Perversion, Liebe, Gewalt. Aufsätze zur Psychopathologie und Sozialpsychologie der Sexualität 1967–1991. Hrsg. von Schmidt, G. & Sigusch, V. Enkel, Stuttgart.
  • Schwaiger, B. (2009): Das Begehren des Gesetzes. Zur Psychoanalyse jugendlicher Straftäter. transcript Verlag, Bielefeld.
  • Wesel, U. (1993): Juristische Weltkunde. Eine Einführung in das Recht. Suhrkamp, Frankfurt/M.
  • Will, H. (2019): Psychoanalytische Deutung heute – wie lässt sie sich charakterisieren? Zeitschrift des SAP Heft 36, August 2019.
  • Zeh, J. (2009): Corpus Delicti. Ein Prozess. Roman. Schöffling & Co., Frankfurt/M.